Es ist Mitte Oktober 2021. Heute will ich entlang der Via Imperii von Angermünde nach Eberswalde laufen.
Eigentlich sind das zwei Etappen, aber ich versuche, das mit ein paar Abkürzungen an einem Tag zu schaffen.
Der RE3 bringt mich von Bernau nach Angermünde. Es ist morgens halb acht und noch ziemlich finster. Außer zwei gut restaurierten Häusern und dem ausgebauten Wasserturm gibt es in Bahnhofsnähe nichts Sehenswertes, weshalb ich mich sofort auf den Jakobsweg begeben kann.
Der ausgeschilderte Jakobsweg entlang der Via Imperii führt aus dem Stadtzentrum kommend am Bahnhofsplatz vorbei, unter der Bahnunterführung hindurch und dann entlang der Puschkinallee in Richtung Süden. Nimmt man die Karte zur Hand, wird man gleich hinter der Unterführung nach rechts in Richtung Grumsiner Forst geleitet. Dieser Weg um den Buchenwald herum war mal vorgesehen, fand aber leider keine Unterstützung bei den Naturschutzverbänden. Die haben befürchtet, dass Heerscharen diesen Weg laufen und der Natur schaden könnten.
In der Puschkinallee gibt es einige Bürgerhäuser mit schönen Fassaden zu sehen. Die Ehm-Welk-Straße und der gleich­namige Kindergarten erinnern an den Schriftsteller Ehm Welk (1884-1966), der im Angermünder Ortsteil Biesenbrow ge­boren wurde und mit seinen „Heiden von Kummerow“ seiner Heimat ein liebenswertes literarisches Denkmal gesetzt hat.
Auf der rechten Straßenseite wartet das Haus des Sirupfabrikanten Klatt darauf, zum Denkmal erhoben oder zumindest restauriert und dauerhaft erhalten zu werden. Aber es scheint dem Verfall preisgegeben, worauf eine Gruppe von Häuserrettern mit einem Schild an der Fassade hinweist: "Einst wie ein bunter Hund bekannt war Klatt der SirupFabrikant. Sein Haus hier noch steht. Die Zeit zeugt wie es vergeht. Es gründet auf falscher Flur und schlürft nicht aus der Stadtkernförderkur. Keiner da, der nach dem imposanten Hause lauscht. Keiner da, der die paar verkohlten Sparren tauscht. Welch Frevler hier auf Zerfall spekuliert, wird sicher bald stadtbekannt wie einst Klatt der SirupFabrikant."
An der Puschkinallee befindet sich auch der Angermünder Tierpark. Ein röhrender Hirsch an der Ecke lädt zum Besuch ein, aber um diese Zeit ist er noch geschlossen und mir bleibt nur der Weg entlang des langen Zaunes. Wie sich dabei zeigt, schlafen auch noch fast alle Tiere.
Kurz vor Einmündung der Puschkinallee (B198) in die Straße Berliner Tor (B2) biegt der Weg rechts in die Sternfelder Strasse und kurz darauf links in den Schmargendorfer Weg, der parallel zur Bundesstraße durch ein Wohngebiet verläuft.
Wer den Abzweig verpasst, zum Beispiel weil er durch die schon am frühen Morgen in Betrieb befindliche Feldküche an der Ecke abgelenkt ist, findet auch noch später eine Möglichkeit, auf den genannten Weg zu gelangen.
Der Schmargendorfer Weg ist gesäumt von netten Wohn­gebieten, Baufirmen und anderen kleinen Firmen. Kurz vor dem Ortsausgang gibt es auf der linken Seite eine Straußen­farm und dahinter eine weithin sichtbare Biogasanlage.
Wenig später taucht der Weg ein in das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, das bis Eberswalde reicht.
Auf halber Strecke zwischen Angermünde und Schmargen­dorf kreuzt der Weg eine Freileitung, die auf den ersten Blick aussieht, als wären hier besonders dicke Kabel gespannt worden. Beim näheren Hinsehen zeigt sich aber, dass die Leitungen fast lückenlos mit Staren besetzt sind.
Und auch die Masten sind sehr gut besucht ...
Immer wieder starten hunderte Stare zu einem Probeflug, drehen im Schwarm eine Runde und lassen sich anderswo nieder.
An den endgültigen Abflug gen Süden scheinen sie heute noch nicht zu denken.
Die leider von Wolken fast verdeckte Sonne steht erst knapp über dem Horizont, da ist schon Schmargendorf erreicht.
Der Ort wurde 1287 erstmals erwähnt und gehörte bis 1420 zu Pommern. Im 30jährigen Krieg brannte der Ort ab, in der nachfolgenden Pest ist er völlig verödet. Erst ab 1685 erfolgte eine Neubesiedlung, vornehmlich durch Hugenotten. 1763 folgten Siedler aus der Pfalz.
Seit 2003 ist Schmargendorf ein Ortsteil von Angermünde.
Die mit Betonsteinen gepflasterte und mit jungen Bäumen bestandene Straße, auf der ich laufe, führt vorbei am Friedhof mit einer sehr bescheidenen Kapelle und gabelt sich am Anger, der eigentlich eher ein Straßendreieck ist.
Die Dorfkirche grüßt schon über die Bäume und erweist sich beim Nähertreten als ein echtes Schmuckstück.
Die Feldsteinkirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, der ca. 30 Meter hohe quadratische Turm wurde 1745 angebaut.
Die Überraschung, dass die Kirche so früh am Tage geöffnet ist, wird noch dadurch gesteigert, dass man hier im Vorraum eine Toilette eingebaut hat, die dem bedürftigen Wanderer sehr gelegen kommt. Wie schön wäre es, wenn wir in unserer Dorfkirche auch Sanitäranlagen hätten. Dann könnte man sie deutlich vielseitiger nutzen als momentan.
Abgesehen vom Kanzelaltar, bei dem die Kanzel dominiert, ist die in Grautönen gehaltene Kirche sehr schlicht.
Die Wetterfahne auf dem Kirchturm trägt die Jahreszahl der Errichtung des Turmes (1745) und die Initialen FR für den seinerzeitigen König, Fridericus Rex - das war der Alte Fritz.
Bei der Freileitungs-Installation auf einem der benachbarten Dächer fragt man sich, ob da noch Strom ins Haus gelangt, oder ob die Leute im Dunkeln sitzen.
Aus Schmargendorf hinaus geht es auf einem mit Kopfsteinen gepflasterten Weg, der über weite Felder führt und nur streckenweise mit Bäumen bestanden ist.
Die Felder sind offenbar frisch gepflügt, denn es lagern hier Unmengen von Wildgänsen, die sich vor dem Weiterflug noch ein paar Würmer, Schnecken oder Erntereste gönnen.
Wie im richtigen Leben ist auch hier nicht jeder Weg gerade - die letzten Meter vor Klein Ziethen verlaufen in Schlängel­linien. Im Ort wird man von alten Landwirtschaftsgeräten und Blumenkübeln begrüßt. Das freut das Herz und die Augen.
Soeben habe ich übrigens die Uckermark hinter mir gelassen und das Amt Joachimsthal, also den Barnim, betreten.
Wenn man streng dem Jakobsweg folgen würde, käme man gar nicht durch den Ort, sondern müsste gleich hinter dem Ortseingang nach rechts abbiegen. Der ausgeschilderte Weg verläuft nämlich in einem Bogen über Groß Ziethen.
Diesen Umweg will ich mir aber heute sparen, denn Groß Ziethen steht in ein paar Tagen auf dem Programm.
Ich laufe also in das Dorf hinein und geradewegs auf die Kirche zu, die auf einem winzigen Anger steht.
Es ist eine französisch-reformierte Kirche, denn auch hier wurden einst Hugenotten angesiedelt. Sicher dürfte sein, dass sich unter dem Putz Felsteinmauern verbergen und dass der Turm nachträglich angefügt wurde.
Vor der Kirche steht ein Gedenkstein für die Toten und Vermissten des Ersten Weltkrieges, die namentlich genannt sind. Zwei der Genannten haben einen französichen Namen.
Neben der Kirche befindet sich das frühere Spritzenhaus der 1929 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr, in dem sich jetzt ein kleines heimatkundliches Museum befindet.
An den Anger schließt sich das Dorfgemeinschaftshaus (obern rechts) an. Da dort sicher auch immer mal gefeiert wird, stehen gleich nebenan die Glascontainer. So wie es Leute gibt, die kein Bier aus grünen Flaschen trinken, gibt es offenbar auch welche, die glauben, dass weiße und grüne Flaschen beim Zerschellen unterschiedliche Geräusche machen. Deshalb darf man während der Mittagspause nur Weißglas, aber kein Grünglas einwerfen.
Für den Weg nach Serwest nehme ich die kleine Gasse, die hinter dem Anger rechtwinklig von der Dorfstraße fortführt.
Nach Überquerung der Ortsumfahrung (B198) nennt sich der Kopfsteinpflasterweg bereits Servester Dorfstraße, obwohl bis Serwest noch etwa vier Kilometer vor mir liegen. Ein Schild will mich auf den Drebitzberg locken, aber ich widerstehe.
Der Weg führt durch ein weite, saftig grüne Landschaft mit dunklem Wald im Hintergrund. Er führt vorbei am malerischen Serwester See, der gelegentlich ins Blickfeld rückt.
Bevor der Weg auf die L200 trifft (die ebenfalls Serwester Dorfstraße heißt), kommt man an der Gaststätte „Seeterrassen“ und am Campingplatz „Serwestsee“ vorbei.
Nun muss man leider etwa einen Kilometer ohne Fußweg an der L200 entlanglaufen. Das ist nicht schön, aber es ist kaum Verkehr und die Bäume am Straßenrand, die langsam Farbe bekommen, entschädigen mich für dieses Wegstück.
Serwest wurde übrigens 1258 erstmals erwähnt und ist jetzt mit seinen etwa 400 Einwohnern ein Ortsteil von Chorin.
Die Serwester Dorfkirche, die rechts am Straßenrand auf einer kleinen Anhöhe steht, ist ein echtes Schmuckstück.
Die kleine Feldsteinkirche wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet und 1728 durch einen Fachwerkturm mit Zeltdach ergänzt. Die Tür im „zweifach gestuften spitz­bogigen Westportal“ (Wikipedia) ist leider verschlossen.
Die Wetterfahne auf dem Kirchturm zeigt auch hier das Baujahr des Turmes an: 1728. Das zweigeschossige Haus hinter der Kirche mit den großen Fenstern im Erdgeschoss (unten rechts) war sicher einmal das Schulgebäude.
Alte Grabsteine oder ein Kriegerdenkmal sind nahe der Kirche leider nicht zu entdecken.
Um von Serwest nach Weißensee zu kommen, sollte man nicht den direkten Weg nehmen, der schon kurz vor der Dorfkirche links abbiegt, dort wo das Telegrafendraht-Gestänge neben einem Feldsteinhaus steht. Der bietet zwar einen schönen Blick zurück auf die Kirche, endet aber an einem Bahndamm, dessen Überschreiten Lebensmüden vorbehalten ist.
Es empfiehlt sich, auf der Serwester Dorfstraße zu bleiben, am Ortsende links abzubiegen und den regulären Bahnübergang zu benutzen. Die Straße, in welche abgebogen wird, heißt übrigens auch Serwester Dorfstraße. Hier ist man auch wieder auf dem Jakobsweg, der von Klein Ziethen einen Bogen nach Norden über Groß Ziethen gemacht hat.
Der Straße folgend kommt man nach in das Dörfchen Weißensee, das am gleichnamigen See liegt und von einer ebenfalls gleichnamigen Straße durchzogen wird.
Dort trifft am auf einen Rastplatz mit goßer Landkarte, eine Unmenge an Wegweisern und (wenn man bald kommt) eine Schnecke, die sich auf den Jakobsweg begeben hat.
Die Wegweiser nach Chorin zeigen zwar alle nach rechts (was auch ein schöner Weg ist), ich folge aber der Jakobsmuschel nach links und gelange auf einem Fuß-/Radweg entlang der K6013 zum Ökodorf Brodowin. Damit ist ein größeres Gehöft gemeint, in dem ökologisch erzeugte Produkte der Region verarbeitet werden. So zum Beispiel Milch, die in einer Gläsernen Molkerei zu Käse, Quark usw. verwandelt wird. Durch eine große Glasfront kann man dabei zuschauen und die fertigen Produkte gleich nebenan im Hofladen kaufen.
Hinter dem Ökodorf fällt der Blick nach rechts auf das „richtige“ Brodowin, das ein Kenner anhand des Kirchturmes erkennen würde, denn die Kirche stellt eine Besonderheit dar.
Dass der Ort von mehreren Seen umgeben ist (von denen einer „Brodowinsee“ heißt), kann man von hier aus gar nicht sehen, da ist bestenfalls der Weiße See auszumachen. Am Ortseingang wird man nicht nur vom Hahn, sondern auch von diverser Deko, z. B. einem Blumenfarrad, freundlich begrüßt.
Die markante Kirche auf dem Anger wurde 1852/53 aus Spalt- und Backsteinen erbaut. Federführend war dabei kein Geringerer als Friedrich August Stüler (1800-1865), ein bekannter Schüler Karl Friedrich Schinkels (1781-1841).
Zu meiner Freude steht die Kirche offen und man kann sich in aller Ruhe darin umsehen.
Auf liebevoll gestalteten Tafeln an den Wänden erfährt man viel über Friedrich August Stüler und seine Bauten, die nicht nur in der Region, sonden bis hin nach Königsberg und Bayern zu finden sind und von Denkmälern über Kirchen und Museen bis hin zu Brücken reichen.
Gegenüber der Kirche fällt das auch unter Denkmal­schutz stehende evangelische Pfarrhaus auf. (unten rechts)
Vor der Kirche steht ein Denkmal für die „im Weltkriege 1914-1918 auf dem Felde der Ehre gefallenen“ Brodowiner. Bänke an der Infotafel und rings um einen mächtigen Baum auf dem Anger laden ebenso zum Verweilen ein, wie eine Gaststätte.
Am südlichen Ende des Angers findet sich wieder eine ganze Reihe an Wegweisern.
Jener, der den Jakobsweg nach Chorin betrifft, zeigt in eine rechts abzweigende, von alten Bäumen beschattete Kopfsteinstraße.
Die Straße führt bald in den Wald hinein, der im Westen bis weit hinter Chorin und im Süden bis Eberswalde reicht.
Aus diesem dichten Laubwald, der teilweise schon herbstlich gefärbt ist, werde ich also erst am Ziel dieser Etappe wieder heraustreten. Der Jakobsweg führt zwar über Kloster Chorin und Sandkrug nach Eberswalde, aber ich muss unbedingt ab­kürzen, um meinen Zug in Eberswalde zu erwischen. Deshalb biege ich am Forstmeister-Dengler-Denkmal links ab.
Natürlich ist es ein Sakrileg, das Kloster Chorin, das wichtigste Bauwerk am Wege, das geeignet ist, die Wanderung zu einer Pilgertour zu machen, zu umgehen. Es fällt mir auch tatsächlich schwer, aber ich tu dies mit einem ruhigen Gewissen, den erstens war ich erst vor kurzem auf dem Rundweg Chorin-Weißensee-Brodowin-Chorin unterwegs und zweitens werde ich in ein paar Tagen mit einer größeren Gruppe diesen Weg bis nach Chorin laufen.
Vom Denglerweg biege ich links in die gelb markierte Olbergstraße, die ebenfalls nach einem Eberswalder Forstmeister benannt ist.
Dengler (1874-1944) und Olberg (1894-1957) haben an der Forsthochschule gelehrt.
Der ebenfalls gepflasterte, aber offenbar wenig begangene Weg führt zum Lieper Amtsweg, der von Sandkrug nahe Chorin nach Liepe am Oder-Havel-Kanal führt.
Die Olbergstraße umrundet kleine Tümpel und führt dicht vorbei an einem vermutlich sehenswerten Findling, den ich aber im wahrsten Sinne des Wortes „links liegen“ lasse.
Am Weg gibt es ein paar Rastplätze und an Kreuzungen alte Markierungssteine, durch die man erfährt, dass dies mal der Brodowiner Mühlenweg war. Ab der Vogelhauskreuzung, die nach einen Vogelhaus am Wegesrand benannt ist, geht es weiter geradeaus auf teilweise unbefestigten Pfaden.
Hier verrät ein Markierungsstein (unten rechts), dass man sich fortan auf dem Holzweg befindet. Hoffentlich ist das wörtlich und nicht sprichwörtlich zu nehmen.
Der Weg führt jetzt ziemlich naturbelasssen durch einen Kiefernwald, der zum Mischwald umgewandelt wird. Die Laubbäume, deren Blätter zum Teil schon gelb und braun sind, machen den Weg zum farbigen Erlebnis.
Das Holz, das dem Weg seinen Namen gegeben hat, liegt hier offenbar schon eine Weile am Wegesrand.
Inzwischen bin ich auf einem Weg, der mit einem gelben Punkt gekennzeichnet ist. Der trifft irgendwann auf einen asphaltieren Weg, auf dem der aus Sandkrug kommende Jakobsweg verläuft und hier in meinen Weg einbiegt.
Nun geht es ziemlich geradeaus zum Oder-Havel-Kanal. Nur an einem Moor auf der rechten Seite und bei einem Auto­händler in Neuehütte macht der Weg einen leichten Bogen.
Der Weg trifft schräg auf den Ragöser Damm, der sich hier einige Meter über den Grund erhebt und in seiner Krone den Oder-Havel-Kanal führt.
Den Kanal will man offenbar zur Schweinepest-Sperre auf­rüsten, denn überall in der Umgebung hängen Warnschilder und parallel zum Damm wird gerade ein Zaun aufgestellt.
Der Weg biegt nach rechts ab und führt allmählich seitlich den Damm hinauf, wobei er die Ragöse überquert, die den Damm an seiner Sohle unterquert und ihm seinen Namen gegeben hat. Oben angekommen bietet sich in beiden Richtungen ein guter Blick auf den Kanal, dessen Ufer hier ohne jede Bebauung sind. Auf einem Weg, der nur durch ein paar Bäume und Sträucher vom Wasser getrennt ist, geht es bis zur nächsten Brücke.
Auf dem letzten Stück führt dieser nunmehr gepflasterte Weg hinauf zur Angermünder Chaussee (L200), die auf der Bogenbrücke den Oder-Havel-Kanal überquert. An der Straße angekommen, erweist es sich als ziemlich schwierig, im Feierabendverkehr eine Autolücke abzupassen, in der man den Fußweg auf der anderen Straßenseite erreichen kann.
Unmittelbar hinter der Brücke beginnt Eberswalde, die Kreisstadt des Barnim.
Der gut ausgeschilderte Jakobsweg verläuft fortan auf einem Fuß-/Radweg parallel zur Straße, aber von dieser durch Büsche getrennt.
Kurz vor der Hospitalkapelle St. Georg an der Breiten Straße biegt der Jakobsweg eigentlich links in eine Kleingarten­anlage, und später nach rechts zum Finowkanal, an dessen Ufer er in die Innenstadt führt.
Diesen Umweg spare ich mir und bin dadurch schon nach etwa 500 Metern an der Brücke über den Finowkanal.
Vorbei an einer Grünanlage am Kanal biege ich rechts in die Eisenbahnstraße (B167), die im Bogen um die Innenstadt und dann geradeaus zum Bahnhof führt.
Dabei kommt man am alten, ehrwürdigen Postamt vorbei, das einschließlich der früheren Paketannahme auf dem Hinterhof (in der jetzt ein Café ist) schön restauriert wurde.
Das, was sich anderswo Impfbus nennt, ist in Eberswalde ein Corona-Bus, oder wie man das hier schreibt, „Chorona“.
Der Bus bekommt zudem seinen Kraftstoff nicht aus dem Tank, sondernd aus den „Strippen“, die über der Straße gespannt sind, weshalb man ihn auch „Strippenbus“ nennt. Der verkehrt hier, im ältesten deutschen Obusnetz, schon seit 1940. Heute fahren in Deutschland außer hier nur noch in Esslingen und Solingen Oberleitungsbusse.
An der Alten Brauerei ist nur Zeit für einen kurzen Blickkontakt und am Eberswalder Bahnhof angekommen, ist gerade noch Zeit, einen Fahrschein zu erwerben, dann kommt auch schon der RE3, der mich nach Bernau bringt. Es war ein schöner Tag mit einer trotz Abkürzungen recht langen, aber sehr abwechslungsreichen Tour. In ein paar Tagen werde ich zusammen mit anderen noch einmal den Jakobsweg von Angermünde nach Eberswalde laufen, dann aber entlang des Grumsiner Forstes, mit einer Übernachtung in Groß Ziethen und mit einem Pilgertreffen im Kloster Chorin. Darauf freue ich mich jetzt schon sehr.

Via Imperii - Angermünde - Eberswalde