Es ist Dienstag, der 8. Juni 2021. Heute will ich die Etappe Teltow-Saarmund auf dem Jakobsweg entlang der Via Imperii von Stettin nach Leipzig laufen. Ich werde aber nicht in Teltow starten, sondern in Lichterfelde Ost, wo ich am Tag zuvor die Doppel-Etappe Köpenick-Lichtenrade-Teltow auf der Süd­route des Jakobsweges abgebrochen habe. Das fehlende Stück von Lichtenrade nach Teltow will heute voran stellen.
Mit der S-Bahn geht es via Südkreuz nach Lichterfelde-Süd.
In Lichterfelde-Süd gehe ich durch die Unterführung nach rechts in den Holtheimer Weg, der direkt zur Stadtgrenze und damit auf den Mauerweg führt. Hinter der Barriere treffe ich auf den Jakobsweg entlang der Via Imperii, der hier auf dem Mauerweg verläuft. Ich biege rechts ab und kann noch die letzten Meter der Kirschblütenallee genießen.
Es geht vorbei an zwei Mauerteilen, über die Lichterfelder Allee und durch die Paul-Gerhardt-Straße zum Teltowkanal.
Am Teltowkanal geht es nach links und dann geradeaus auf dem Mauerweg entlang des Kanals.
Gekennzeichnet ist der mit einer doppelten blauen Wellenlinie als „Kanalauenweg“ und mit einem roten Balken als „BUGA-Weg“, der 2001 anlässlich Potsdamer Bundesgartenschau angelegt wurde. Mitunter sieht man auch die Jakobsmuschel.
Wenn man eine Stelle findet, an der man ohne durch ein Gebüsch zu steigen ans Wasser kommt, dann fällt der Blick auf eine meist unberührte Wasserfläche und viel Grün am anderen Ufer. Ein Paradies für Angler! Nur die von einer Fußgängerbrücke überspannte Mündung des Zehlendorfer Stichkanals (oben rechts) bringt Abwechslung ins Bild.
Auf dem Mauerweg geht es bis zum Teltower Damm, der rechts über eine Kanalbrücke nach Zehlendorf führt. Von der Brücke kann man heute sogar mal ein paar Schiffe sehen.
Der Jakobsweg geht noch ein Stück weiter geradeaus und biegt dann links ab in die Altstadt von Teltow. Dort beginne ich die Jakobsweg-Etappe von Teltow nach Saarmund.
Der Weg führt durch die Badstraße zum Markt. An der Ecke Ritterstraße trifft man auf ein gut restauriertes altes Haus (oben links), auf dem Markt gleich auf zwei Rathausgebäude.
Außerdem steht da das Denkmal für Landrat Ernst von Stubenrauch (1853-1909), der den Bau des 1906 eröffneten Teltowkanals maßgeblich befördert hat.
Vor der St.-Andreas-Kirche kann man, wenn man er lateinischen Sprache mächtig ist, die Urkunde nachlesen, in der Teltow im Jahre 1265 erstmals erwähnt wurde.
Hinter der Kirche stehen drei Stahlglocken, die 1924 als Ersatz für eingeschmolzene Bronzeglocken aufgehängt und 2011 gegen neue Bronzeglocken eingetauscht wurden.
Nicht weit entfernt steht das Kriegerdenkmal mit dem auffälligen Bronze-Helm auf einem aufrecht stehenden Stein. Hier wird der Opfer der Kriege von 1813 bis 1815 gedacht.
Gegenüber ist der Zickenplatz. Ob dieser Platz seinen Namen daher hat, dass sich dort immer die jungen Damen treffen? Die Zicke unterm Baum will mir das nicht verraten.
In einem Vorgarten findet sich ein altes Teltower Ortsschild. Dort sind „Kreis Teltow“ und „Regierungsbezirk Potsdam“ genannt. Das Schild muss aus der Zeit vor dem Kriegsende stammen, denn 1945 wurde Preußen und damit die preußische Provinz Brandenburg, die aus den Regierungs­bezirken Potsdam und Frankfurt bestand, aufgelöst.
Der Kreis Teltow (ab 1930 Landkreis Teltow), der südliche Pendant des Kreises Niederbarnim, bestand noch bis 1952.
Aus der Innenstadt geht es von der Potsdamer Straße über den Striwitzweg oder schon durch die Jahnstraße, vorbei am Stadion des Teltower Fußballvereins 1913, zur Oderstraße.
Die Jahnstraße hat den Vorteil, dass man auf ein Recycling­unternehmen stößt, das sehenswerte Mauerteile mit Bildern markanter Politiker auf seinem Grundstück zu stehen hat.
Nun führt der Weg entlang der endlos langen Oderstraße nach Westen, vorbei an Einkaufszentren, Gewerbegebieten und Autohäusern. Dort, wo die Hauptverkehrsstraße als Saganer Straße nach links schwenkt, geht es auf der Oder­straße weiter geradeaus, bis man vor einer Schranke steht.
Die kann man als Fußgänger oder Radfahrer leicht überwinden, als Kraftfahrzeug muss man schon Bus oder Rettungswagen sein, um dort durchzukommen.
Die Straße führt direkt nach Kleinmachnow, wo man gleich rechts durch die Straße „Im Tal“ oder im weiteren Verlauf der Straße „Am Weinberg“ zum Zehlendorfer Damm gelangt.
Die zweite Variante führt vorbei am Weinberg-Gymnasium, bei dem so viele Räder auf dem Hof stehen, dass man glaubt, in einer chinesischen Provinzhauptstadt zu sein.
Der Zehlendorfer Damm führt über den Teltowkanal in den neueren Teil von Kleinmachnow und weiter in den Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Ich gehe nur auf die Brücke, um einen Blick auf den Teltowkanal, der gen Westen den Machnower See durchfließt, und die etwa 1300 m entfernte Machnower Schleuse (oben rechts) zu werfen.
Dann geht es vorbei am Haus des Kleinmachnower Kunstvereins „Die Brücke“ (oben links) auf der Südseite des Kanals weiter in den alten Ortskern von Kleinmachnow.
Nahe der Dorfkirche steht eine Tafel mit alten Ansichten, die mit „100 Jahre Kleinmachnow, 1920-2020“ überschrieben ist.
Das verwundert mich, denn Kleinmachnow ist doch schon im 1375 im „Landbuch“ erwähnt. Die Webseite des Dorfes liefert die Erklärung: Kleinmachnow ist erst seit 1920 eine eigen­ständige Landgemeinde, vorher war es „nur“ ein Gutsdorf.
Die Kirche stammt aus dem Jahre 1597 und ist damit eine der ersten evangelischen Kirchenbauten Brandenburgs. Auf dem Kirchhof finden sich einige interessante Grabsteine.
Die Kirche wurde neben der Burg Machnow errichtet, die später, nachdem sich die Gutsbesitzer-Familie Hake auf der anderen Seite des Machnower Sees eine neue Burg erbauen ließ, „Alte Hakeburg“ genannt wurde. Von dieser ist aber nur noch das „Medusenportal“ (links) übrig geblieben.
Nun weicht der ausgeschilderte und von mir begangene Weg etwas von dem im Internet vorgeschlagenen ab, der über Potsdamer Straße, Wannseestraße und Alte Potsdamer Landstraße direkt zu den Stahnsdorfer Friedhöfen führt.
Ich nehme stattdessen die Allee am Forsthaus, die am Forsthaus vorbei und dicht am Kanal direkt zur Machnower Schleuse führt. Hier hat man mehrfach guten Blick aufs Wasser und die sich dort tummelnden Schiffe und Vögel.
Kurz vor der Schleuse teilen sich Wasserwirtschaftler und Kleingärtner den Uferstreifen. Einer der Kleingärtner erzählt mir, dass auf der anderen Straßenseite, wo die Bäke das gleichnamige Naturschutzgebiet durchfließt, oft Wildschweine dicht an der Straße gesichtet werden. Ich brauche nicht lange suchen und habe schon ein Junges vor der Kamera, das genauso neugierig ist, wie ich. Und wir sind auch beide gleich schnell verschwunden, als die Mutter wutschnaubend aus dem Unterholz kommt, um ihr Junges zur Räson zu bringen.
Am Stahnsdorfer Damm angekommen stolpert man erstmal über eine alte Straßenbahn, die man hier gar nicht vermutet hätte. Es ist ein Wagen der Linie 96, die von 1930 bis zum Mauerbau 1961 auf der Strecke Berlin Behrenstraße – Tempelhof – Lichterfelde-Ost – Seehof Teltow – Stahnsdorf – Machnower Schleuse verkehrte.
Der „Mitteleinstiegs-Triebwagen“, der hier steht, stammt aus dem Jahre 1927, kam aber erst nach einer technischen Überholung 1936 zum Einsatz. Er fuhr bis in die 1970er Jahre, kam später in die Hände der Berliner Eisenbahnfreunde und wurde 1996 hier aufgestellt.
Die unter Denkmalschutz stehende Machnower Schleuse wurde 1906 zusammen mit dem Teltowkanal eingeweiht. Es ist eine Doppelschleuse, die aus 67 m langen und 10 m breiten Kammern mit Hubtoren besteht. 1940 wurde nördlich des Bauwerks die sogenannte Nordschleuse mit einer Kammer von 85 m x 12 m und Stemm- bzw. Klapptoren gebaut. Damit waren Schleusungen von 1000-Tonnen-Schiffen und entsprechend große Rüstungs­transporte möglich. Albert Speer hat den Bau dieser zusätzlichen Schleuse veranlasst, um Druckkörper für U-Boote von Berlin-Tempelhof an die Nordsee schaffen zu können.
Nördlich der Schleusenanlage befindet sich ein sehr alt erscheinendes, aber erst 1937 als „Gasthof Schleusenkrug“ erbautes Vorlaubenhaus mit Fachwerk, das nunmehr als „Berufsbildungszentrum Kleinmachnow der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt“ genutzt wird.
Der Reiher passt gut darauf auf, da kann ich mich beruhigt an die Fortsetzung meines Weges machen.
Der Weg führt von der Schleuse nach Stahnsdorf und, wenn man der Ausschilderung folgen will, gleich rechts in die Bäkepromenade und dann durch ein Wäldchen zur Alten Potsdamer Landstraße. Man kann aber auch bis zum Kreisverkehr laufen und dort rechts abbiegen.
Auf dem Weg über den Kreisverkehr, der nicht mal ein Umweg ist, kommt man an zwei guten Gaststätten und am „Schleusenimbiss“ vorbei, der Currywurst mit Pommes und andere leckere Sachen zu bieten hat. Ich verrate jetzt nicht, welchen Weg ich genommen habe, sondern nur, dass ich irgendwann auf der Alten Potsdamer Landstraße gelandet bin, wo sich angepriesener und ausgeschilderter Jakobsweg wieder treffen.
Die staubige Alte Potsdamer Landstraße zieht sich durch ein Wohngebiet mit Eigenheimen (und Gaststätte!) und führt vorbei am Gelände der Reiterstaffel der Bundespolizei.
Dahinter kann man bei genauem Hinsehen eine Brücke erkennen, außerdem links ein paar Sperranlagen und rechts einen Weg der zu der Trasse hinab führt, die unter der Brücke verläuft. Das ist die nach dem Mauerbau stillgelegte S-Bahn-Strecke vom Wannsee zum Stahnsdorfer Südwestkirchhof.
Am Ende der Straße kann man wählen, ob man rechts den sehenswerten Wilmersdorfer Waldfriedhof besichtigt, links zum Eingang des Südwestkirchhofs läuft, oder geradeaus zwischen den Friedhöfen zur Autobahn und darüber hinweg nach Steinstücken bzw. zum S-Bahnhof Griebnitzsee läuft.
Die Jakobsmuschel am Pfahl nimmt mir die Entscheidung ab. Ich nehme links die Bahnhofstraße, die mich zum Südwest­kirchhof und zum ehemaligen S-Bahnhof führt.
Dort, wo sich die Straße auf beiden Seiten zu einem Platz erweitert, bin ich richtig. Links sind alte Signale zu erkennen, beim Durchforsten des Unterholzes auch noch alte Bahnanlagen. Das war mal die Endstation der eigens für den gegenüber liegenden Friedhof erbauten S-Bahn. Dort, wo das kleine Restaurant einlädt, war mal das Bahnhofsgebäude.
Eine Info-Tafel erzählt die Geschichte der Bahn und erinnert an das Versprechen, sie wieder in Betrieb zu nehmen.
Auf der anderen Straßenseite ist der Eingang zum Südwestkirchhof, auf den ich wirklich nur einen kurzen Blick werfen kann, denn eine richtige Besichtigung kann schon einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Der Friedhof wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts als einer von drei geplanten Zentralfriedhöfen von der Berliner Stadtsynode für deren Kirchengemeinden errichtet. Hier haben viele Prominente Berliner wie zum Beispiel Werner von Siemens und Heinrich Zille ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der zweite damals gebaute Zentralfriedhof ist der Ostkirchhof in Ahrensfelde, auf dem vor allem das Proletariat aus dem Berliner Osten seine Ruhestätte fand. Der dritte Zentralfriedhof in Mühlenbeck ist nicht realisiert worden.
Wer keine Zeit hat, sich die schöne nordische Holzkirche auf dem Friedhof anzusehen, kann sich mit deren Bild an einem Technikgebäude an der Potsdamer Allee trösten.
Mit etwas Glück sieht man da auch einen „Pferdeomnibus“.
Der Jakobsweg führt über die Potsdamer Allee und dort wahlweise geradeaus durch die Bahnhofstraße (Internet-Variante) oder wie ausgeschildert etwas nach Westen versetzt durch die Heidestraße, die nur halbseitig bebaut ist. Die Wege treffen sich an einer Koppel, auf der sich normalerweise Esel beköstigen.
Ein Schild bittet darum, nicht zu füttern, denn „Esel benötigen karge Nahrung“. Man kann das auch andersrum sehen: wer sich mit karger Nahrung zufrieden gibt, ist ein Esel!
Wer nicht auf karge Nahrung setzt, muss sich aber wenigstens bewegen. Also weiter!
Bald danach führt der Weg auf die Brücke über eine viel befahrene vierspurige Straße.
Das ist nicht etwa die Auto­bahn oder eine Bundesstraße, sondern die L40, die von Großbeeren zur A115 und nach Potsdam führt.
Gleich hinter der Brücke taucht man ein in Güterfelde, dessen Silhouette von zwei ganz verschiedenen Türmen geprägt ist.
Auf dem Sandhaufen eines Grundstücks findet sich die Installation von vier Wegzeichen (oben). Ich folge weiter dem zweiten von links, der Jakobsmuschel, die mich theoretisch bis nach Santiago de Compostela führen würde.
Ein Denkmal hat man mir hier schon gesetzt: einen aus­gelatschten Wanderschuh mit ein paar Blumen drin (oben).
Das Denkmal auf dem Anger (unten links) ist hingegen nicht einem müden Wanderer gewidmet, sondern den Opfern der beiden Weltkriege. Die Feldsteinkirche stammt übrigens aus dem 13. Jahrhundert, ihr Chor wurde erst 1867 verbreitert.
Eine weitere Sehenswürdigkeit von Güterfelde sieht man erst beim Verlassen des Ortes über die Seestraße. An den Kirchplatz schließt sich der Schlossplatz an, an dessen südlichen Ende das 1804 erbaute Schloss Güterfelde steht.
Das Schloss gehörte ursprünglich dem Leiter der staatlichen Lotterien in Preußen, A. F. Grothe-Buckow, und ab 1868 dem preußischen Kriegsminister Albrecht von Roon. Jetzt beherbergt es die Eigentumswohnanlage „Château de Roon“.
Die Seestraße trägt nicht zufällig diesen Namen, sondern führt tatsächlich zum Güterfelder Haussee und trifft direkt auf die Badestelle. Statt auf der Straße weiterzulaufen, kann man gleich hinter der Badestelle rechts durch den Wald etwas abkürzen. Auf einem der Wege jenseits des Sees läuft man dann gen Norden zur Potsdamer Straße und biegt dort links ab.
So kommt man zur Kleingartenanlage „Waldeck“ und auf dem Priesterweg. Der führt vorbei an einem Gewerbegebiet mit einem Dutzend Baracken, in denen früher Junghennen aufgezogen und jetzt u. a. Döner produziert werden.
Weiter geht es in den „Parforceheide“ genannten Wald, der erst kurz vor Philippsthal wieder verlassen wird.
Der Weg führt zunächst genau nach Westen und dann nach zwei 45-Grad-Knicken als „Breites Gestell“ nach Süden. Zwischen den Knicken berührt der Weg fast die Autobahn A115, über die eine Fußgängerbrücke nach Drewitz führt.
Obwohl es immer geradeaus geht, ist es im Wald nicht langweilig. Die Vegetation ändert sich häufig und man stößt am Wegesrand immer wieder auf interessante Dinge, wie die an Markierungssteinen angebrachten Höhenmarken.
Der Weg überquert die L79, die aus Ludwigsfelde kommend zur Autobahnabfahrt Potsdam-Drewitz führt und ziemlich frequentiert ist. Dahinter passiert der Weg einen Friedwald, in dem die „Bestattung in der Natur“ möglich ist. Danach verläuft der Weg im Zick-Zack und quert Wiesen, um dann wieder Waldstücke zu schneiden. Hier gibt es einige Rastplätze am Wegesrand und Abwechslung durch die Pferdekoppeln, an denen man vorbei kommt.
Ein Stück des Weges führt genau nach Westen und stößt fast an die Autobahn, über die eine Brücke führt. Die ist zwar theoretisch befahrbar, aber die Wege, die darüber hinweg nach Drewitz bzw. Bergholz-Rehbrücke führen, sind doch eher was für Wanderer. Vor der Brücke biegt der Weg nach links ab und führt ziemlich direkt auf das Spinnerdorf Philippsthal zu.
Philippsthal wurde 1754 unter dem Alten Fritz gegründet, um dort wie an anderen Orten Spinner anzusiedeln, die Deutschland von Textilimporten unabhängig machen sollten. Für die 50 Spinnerfamilien wurden 25 Doppelhäuser entlang der gerade durchs Dorf ziehenden Straße errichtet. Dieses Ensemble steht inzwischen unter Denkmalschutz.
Das erste Haus, auf das man in Philippsthal trifft, ist ein mit dekorativem Fachwerk im Obergeschoss versehenes Nebengebäude (unten links) des Hauses Friedrichshuld (unten Mitte), das man als nächstes zu sehen bekommt.
In diesem, 1765 erbauten Haus wohnte der Schulze. Rings­um war eine Maulbeerplantage für die Seidenraupenzucht.
Im Dorf gibt man sich offenbar viel Mühe, dem Besucher zu gefallen. Man sieht hübsche Blumenampel, dekorierte Gärten und sogar an privaten Briefkästen Hinweise darauf, dass man sich hier auf einem berühmten Pilgerweg bewegt.
Im Zentrum des Dorfes ist ein rechteckiger Platz, auf dem sich das Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Philippsthaler und die erst 1899, also fast 150 Jahre nach der Dorfgründung, errichtete kleine Dorfkirche befinden.
Gleich nebenan ist der Gasthof „Philippsthal“, wo man gemütlich im Gastraum und unter Sonnenschirmen auf dem liebevoll dekorierten Innenhof sitzen kann. Dass es trotz des herrlichen Wetters zum Feierabend so leer ist, liegt vielleicht auch an dem etwas gehobenen Preisniveau.
Für ein Bier vor dem letzten Wegstück reicht das Geld aber.
Von Philippsthal könnte man der Dorfstraße folgend schnell zum Bahnhof von Saarmund kommen, aber schöner ist der ausgeschilderte Wanderweg über die Felder und entlang des unter Bäumen versteckten „Grützegrabens“. Schöner Name!
Der Weg überquert die nach Nudow führende Straße und läuft ein kurzes Stück entlang der Straße nach Fahlhorst.
Kurz vor der Eisenbahnbrücke weist ein Schild an der Straße darauf hin, dass man hier den Naturpark Nuthe-Nieplitz betritt. Dieser über 600 km² große Park wurde 1999 im „Zweistromland“ der Flüsse Nuthe und Nieplitz eingerichtet und ist charakterisiert durch feuchte Wiesen, sumpfige Niederungen, flache Seen und Bewässerungskanäle.
Ich bekomme vom Park nichts zu sehen, denn hinter der Brücke führt mich ein abenteuerlicher Weg zum Bahnhof.
Vom Saarmund bringt mich die Regionalbahn RB22 bis zum Bahnhof des Flughafens BER, von wo aus man mit der
S-Bahn oder viel schneller mit dem Flughafenexpress FEX bzw. dem Regionalexpress RE7 zum Ostkreuz kommt.
Es war eine schöne Tour, die abgesehen von der kurzen Stadtbesichtigung in Teltow und dem Weg entlang der dortigen Oderstraße fast ausschließlich durch die Natur und ein paar sehenswerte Dörfer führte. In der nächsten Woche werde ich von Saarmund aus weiter laufen und auch diese Etappe wird bis auf Beelitz am Ziel kaum größere Orte berühren.

Via Imperii - Teltow-Saarmund