Unterwegs auf der Via de la Plata und dem Camino Sanabrés von Sevilla nach Santiago de Compostela
Tag 39 (Do, 4.4.2024) Lalin - Silleda / 15,9 km
Dadurch, dass ich gestern anderthalb Etappen laufen musste, habe ich plötzlich viel Zeit für die restlichen Kilometer nach Santiago. Man könnte durchstarten und die verbliebenen 56 km in zwei Tagen laufen, aber was bringt das. Ich werde also den Rest ganz ruhig angehen und heute nur die ca. 15 km bis Silleda laufen, morgen dann 24 km bis Outeiro und am Sonn­abend die restlichen 17 km bis Santiago. Dort habe ich gerade für zwei Nächte ein Bett in einer Herberge gebucht. Preiswerte Herbergen gibt es da eigentlich viele, die liegen aber meist etwas auswärts. Die von mir ich erwählte ist hingegen in der Altstadt und hatte laut booking.com nur noch ein Bett frei. Dort werde ich am Sonnabend einchecken. Am Sonntag will ich evtl. einen Ausflug mit dem Bus machen und am Montag/Dienstag geht es nach Hause.
Aber zurück zum heutigen Tag. Nach langer Zeit regnete es mal nicht beim Losgehen. Im Gegenteil: immer wieder blinzelte die Sonne durch die dünne Wolkendecke. Da machte es Spaß zu laufen und nichts sprach dagegen, mal wieder den ausgeschilderten Weg zu nehmen. Der Anfang war schon mal grandios. Das andere Ende der Einkaufspassage, in der meine Herberge war, führte direkt auf den Camino und dann den Berg runter zum Rio Pontiñas. Dieser Fluss ist von vielen kleinen, oft alten Vorbildern entlehnten Steinbogen­brücken überspannt und auf beiden Seiten verlaufen Wander- und Radwege. Zwischendurch immer wieder malerische Ruinen ehemaliger Wassermühlen. Etwas früher als in der Karte eingezeichnet, verlässt der Camino den Fluss, steigt hoch zur Fernstraße, und führt dann an einem weithin sichtbaren Hotel vorbei und entlang eines sehr ordentlichen Gewerbegebietes. Dann geht es über die Autobahn hinweg nach A Laxe, wo sich die andere, für die ver­gangene Nacht in Frage gekommene Herberge befindet. Die soll gut sein, aber in dem winzigen Dorf gibt es nichts bis auf eine Bar ein Stück weiter an der Fernstraße. Da habe ich allerdings eine recht gute Tortilla bekommen - es war schließlich kurz vor zwölf. In A Laxe war ich dann wieder auf Camino Sanabrés, den ich ja am Vortag gleich hinter Cea verlassen hatte. Was ich von Lalin bis A Laxe immer der Muschel folgend gelaufen bin, ist der Camino Inverno, der sogenannte „Winterweg“, der von Ponferrada nicht wie der Camino Francés über die im Winter schwer passierbaren Berge, sondern südlich davon durch malerische Flusstäler führt. Der soll traumhaft schön sein und wird gerade von der galicischen Regierung hergerichtet und beworben. Der steht bei mir bereits auf der „unbedingt noch zu laufen“-Liste.
Gleich hinter der Bar verschwindet der Camino wieder links im Wald. Er überquert die Schnellbahntrasse und kommt vorbei am Pazo de Bendoiro, einem Gutshaus aus dem 16. Jahrhundert, das jetzt eine recht noble Unterkunft ist. Davon gibt es hier mehrere und eine ihnen gewidmete und gut ausgeschilderte Wanderroute.
Der Camino führt dann nach einem kurzen Stück nahe der Straße in einen Gespensterwald, den man so nennen kann, weil alle Eichen in diesem Wald von unten bis oben und an allen Ästen mit grünen Flechten bedeckt sind. Aber der Weg ist gut hergerichtet und beidseits mit Mäuerchen aus aufgeschichteten Feldsteinen versehen. Dann sind plötzlich zwei Brücken zu sehen: eine Straßenbrücke und dahinter viel höher eine Eisenbahnbrücke. Beide über­spannen einen kleinen Fluss, der eine Weile tief unten neben dem Camino fließt und ziemlich tosend ist. Plötzlich führt der Weg etwas steiler bergab, hat nun das für Römerstraßen typisch Pflaster und stößt auf eine Steinbogenbrücke aus dem Jahre 930, wie eine Inschrift an einem nahen Felsen bezeugt. Auf einem der Felsbrocken hinter der Brücke fand sich ein hervorragender Platz für eine Mittagspause in der Sonne, die gerade den Weg in das ansonsten sicher kühle Tal gefunden hat. Ich musste nur erstmal dort, wo ich rasten wollte, die Eidechsen verscheuchen, denen es auch auf dem warmen Steinen gefallen hat.
Auf einem ähnlichen Pflaster ging es dann wieder bergauf, wobei ich mir aber den Weg mit entgegenkommendem Wasser teilen musste. Oben an der Straße angekommen, bin ich zum wiederholten Male auf einen Angestellten der galicischen Tourismusbehörde gestoßen, der für die Kontrolle und Wartung der Wegmarkierungen zuständig ist. An seinem Geländewagen stand „Conservación Camiños de Santiago“ und er war dabei, die an dem Granitsteinen befindlichen, mitunter schwer lesbaren Entfernungsangaben mit einem Edding wieder gut lesbar zu machen. Ich konnte anhand der Lesbarkeit der Zahlen den restlichen Tag über immer verfolgen, wo er schon gewesen ist.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand eine der hier üblichen kleinen Dorfkirchen, sogar eine, die dem Jakobus geweiht ist. Davor hat man neben dem typischen Wegkreuz einen kleinen Rastplatz eingerichtet. Aber Rast hatte ich ja gerade erst gemacht - also zurück auf die andere Straßenseite.
Nach nur wenigen Metern am Straßenrand verschwindet der Weg wieder im Wald, berührt ein Gewerbegebiet, kommt an dem Flecken Trasfontao mit einem weiteren alten Gutshaus vorbei und führt dann recht steil bergab. Der folgende Abschnitt wäre was für Kinder gewesen, die gern von Stein zu Stein hüpfen. Hier musste man sich nämlich den steinigen Weg mit einem Bachbett teilen. Aber es schauten in hinreichend dichtem Abstand Feldsteine aus dem Wasser heraus, so dass man ganz gut von Stein zu Stein vorankam. Bei oder nach einem Regen möchte ich das aber nicht machen müssen.
Kaum war die Hopserei geschafft, ging es sich schon nach Sillada, meinem Tagesziel, hinein. Es war inzwischen schon fast drei, weshalb ich mich erstmal zur Pilgerherberge „Santa Olaia“ begeben habe. Dort angekommen, wo sie in der Karte verzeichnet ist, habe ich vergeblich nach dem Haus gesucht, das auf der Pilgerwebseite und auf den unterwegs entdeckten Plakaten zu sehen war. Ein Gemeindearbeiter, den ich nach der Herberge gefragt habe, hat mich dann in eine schmale Gasse geschickt, die auf das Grundstück mit der Herberge führt. Da diese optisch nicht sehr eindrucksvoll ist, hat man auf den Plakaten das Schulgebäude abgebildet, auf das man aus der Herberge schaut! Viel schlimmer als diese kleine Schummelei war aber der Umstand, dass die 70-Betten-Herberge voll war! Eine große Pilgergruppe hat sich ausgerechnet diese Nacht einquartiert, wie mir die Hospitalera mit Bedauern mitgeteilt hat.
Wie später an dem in einer Seitenstraße geparkten „Pilgerbus“ zu erkennen war, war es die portugiesische Pilgergruppe, welche die Herberge belegt hat. Aber im Ort gibt es eine ganze Reihe an Unterkünften. Ich bin zunächst zur Herberge „El Gran“ gelaufen. Da stand an der Tür, dass man sich nebenan in der Bar melden soll und bei der stand an der Tür, dass sie um 20 Uhr öffnet, aber kein Hinweis, wohin man sich vorher wenden soll. Ich hätte ja die bei Gronze angegebene Nummer anrufen können. Die Wahrscheinlichkeit, jemanden an die Strippe zu bekommen, der einen versteht, war aber gering. Deshalb bin ich um die Ecke zur Herberge „Turistico“, wo die Tür offen stand. Aber drinnen war niemand. Hier habe ich dann den Anrufversuch mit dem erwarteten Misserfolg gestartet. Aber der Herr am anderen Ende der Leitung war dann so schlau, auf SMS und die Benutzung eines Übersetzungsprogramms umzuschalten. Diese Kommunikation scheiterte aber wieder daran, dass meine Antworten nicht rausgingen. Laufend habe ich im Ausland Probleme mit dem SMS-Versand, obwohl das der Tarif hergeben müsste. In einem Rückruf habe ich dann aber was von „Minutos“ gehört und mich in Geduld geübt. Wobei die Geduld nach einer halben Stunde schwand, als noch weitere Pilger erschienen und vor der geschlossenen Rezeption Aufstellung nahmen. Da habe ich vorsorglich schon mal bei booking.com eine Reservierung für diese Herberge gemacht.
Wie später an dem in einer Seitenstraße geparkten „Pilgerbus“ zu erkennen war, war es die portugiesische Pilgergruppe, welche die Herberge belegt hat. Aber im Ort gibt es eine ganze Reihe an Unterkünften. Ich bin zunächst zur Herberge „El Gran“ gelaufen. Da stand an der Tür, dass man sich nebenan in der Bar melden soll und bei der stand an der Tür, dass sie um 20 Uhr öffnet, aber kein Hinweis, wohin man sich vorher wenden soll. Ich hätte ja die bei Gronze angegebene Nummer anrufen können. Die Wahrscheinlichkeit, jemanden an die Strippe zu bekommen, der einen versteht, war aber gering. Deshalb bin ich um die Ecke zur Herberge „Turistico“, wo die Tür offen stand. Aber drinnen war niemand. Hier habe ich dann den Anrufversuch mit dem erwarteten Misserfolg gestartet. Aber der Herr am anderen Ende der Leitung war dann so schlau, auf SMS und die Benutzung eines Übersetzungsprogramms umzuschalten. Diese Kommunikation scheiterte aber wieder daran, dass meine Antworten nicht rausgingen. Laufend habe ich im Ausland Probleme mit dem SMS-Versand, obwohl das der Tarif hergeben müsste. In einem Rückruf habe ich dann aber was von „Minutos“ gehört und mich in Geduld geübt. Wobei die Geduld nach einer halben Stunde schwand, als noch weitere Pilger erschienen und vor der geschlossenen Rezeption Aufstellung nahmen. Da habe ich vorsorglich schon mal bei booking.com eine Reservierung für diese Herberge gemacht.
Dann kam aber bald eine sehr nette, nur Spanisch sprechende Dame und ich habe für mich allein ein Dreibettzimmer bekommen, das durchaus brauchbar ist. Davon gibt es über drei Etagen verteilt einige, so dass wohl alle Paare und Einzelpersonen eins bekommen haben. Den im Zimmer stehenden Heizlüfter habe ich zum Glück gleich getestet. Der klang wie ein Gartenhäcksler, aber ich habe einen anderen bekommen. Dusche und Toilette sind ok, nur ohne Papier. Aber die Küche ist eine Katastrophe. Ich habe den Herd ausprobiert und schon klebten mir die Finger von den verdreckten Knöpfen. Die Griffe der Schränke waren ebenso klebrig, weshalb ich nur mit spitzen Fingern mal einen Schrank aufgemacht habe. Geschirr hätte es gegeben, aber bei mir nicht das Verlangen, dieses zu benutzen, selbst wenn es sauber ist. Also habe ich mir auf die Schnelle mit meinem Kinderbesteck eine Stulle auf dem vorletzten Blatt Küchenpapier geschmiert und die Prozedur zum Abendbrot mit dem letzten Blatt wiederholt. Zwischendurch habe ich mich im Ort umgesehen, mir die ausnahmsweise offen stehende Kirche angeschaut (und dort mein Smartphone aufgeladen), eine archäo­logische Stätte am Stadtrand angeschaut, eingekauft und die Portugiesen beim Ausladen ihres Gepäcks aus dem Pilgerbus beobachtet. Und beim Abendbrot habe ich die schöne Aussicht aus dem Küchenfenster auf die umliegenden Hügel und kleinen Dörfer genossen.

Via de la Plata - Tag 39