Unterwegs auf dem Camino Portugues Central

Der Tag begann heute mit Regen, der bis zum Nachmittag nicht aufgehört hat. Da lockt einen eigentlich nichts aus dem Haus, wenn man nicht muss. Aber im Schlafraum der Herberge den halben Tag zu verbringen, ist auch keine verlockende Alternative. Ich bin deshalb kurz nach halb acht nach einem erneuten, erfolglosen Versuch, bei o2 eine Störungsmeldung abzusetzen, raus in den Regen. Björn ist da erst aufgestanden und wollte sich noch im Supermarkt was holen, weshalb ich nicht auf ihn gewartet habe. Irgendwo auf dem Weg wird man sich schon wieder treffen, zumal er sicher schneller ist als ich.

Ich wollte in der nächsten Paderia oder Bar am Weg Kaffee trinken und was essen, aber die erste Möglichkeit kam erst nach 13,5 km. Nun muss man aber dazu sagen, dass in den durchquerten oder gestreiften Orten vermutlich Einkehrmöglichkeiten gewesen wären, aber bei dem permanenten Regen wollte ich nicht das Smartphone rausholen, um danach zu suchen. Und ziellos durch die Gegend zu irren, macht bei Regen auch keinen Spaß. Ich musste schon zweimal wieder ein Stück zurück laufen, weil ich bei dem durch die Kapuze eingeschränkten Gesichtsfeld einen Abzweig verpasst habe. Zum Glück ist der Weg hier so umfassend ausgeschildert oder zumindest durch häufige Pfeile an den Bäumen und Strommasten gekennzeichnet, dass man es schnell merkt, wenn keine Markierungen mehr da sind, man sich also verlaufen hat.

Als ich kurz vor dem Mittag endlich meinen Morgenkaffee geschlürft habe, muss Björn mich überholt haben, denn in der nächsten Bar bin ich auf ihn gestoßen. Ich habe da noch schnell eine Mini-Pizza gegessen, dann sind wir beide los. In dem Moment kam ein Pärchen mit großen Rucksäcken rein, das sich sehr gefreut hat, dass es nicht nur freundlich begrüßt, sondern auch noch befragt wurde. Das waren zwei Tschechen, die am 13. Mai in Prag gestartet sind und jetzt schon 4170 km hinter sich haben. Ganz stolz haben sie uns den ersten der inzwischen gesammelten Pilgerpässe gezeigt. Sie wollen auch nach Santiago. Vielleicht treffen wir sie nochmal, denn die haben bestimmt viel zu erzählen. Sie sind übrigens auch wie Björn auf dem Weg über Le Puy durch Frankreich gelaufen. Der wird langsam für mich zu einem Muss …

Björn hatte wir ich vor, bis Águeda zu laufen, da bot es sich an, den Weg gemeinsam zu gehen, zumal wir uns gut verstanden haben und viel zu erzählen hatten. Ich wollte eigentlich in Águeda in der 15€-Pilgerherberge Santo António übernachten, habe dann aber doch noch von unterwegs über Booking.com im „Hostel and Friends“ reserviert, wo er schon eine Reservierung hatte. Angeblich war da nur noch ein Bett frei. Im Hostel angekommen waren wir ganz verwundert, dass wir zu zweit ein noch leeres 10-Bett-Zimmer bekommen haben. Danach befragt, sagte die Wirtin, die das Hostel offenbar nur nebenbei betreibt, dass es gewollt ist, dass Booking.com nur einen Teil der Betten anbietet. Sie wollen gar nicht so viele Gäste haben und die, welche ein Bett bekommen, sollen es gemütlich haben. Eine lobenswerte, wenn auch wirtschaftlich nicht nachvollziehbare Einstellung. Das Hostel ist sehr ordentlich und recht gemütlich eingerichtet. Im Erdgeschoss sind Zimmer verschiedener Größen und darüber eine Küche und ein großer Frühstücksraum, in dem für morgen früh fünf Plätze eingedeckt sind. Das schon aufgebaute bzw. im Kühlschrank bereitstehende Frühstücksmenü rechtfertigt allein schon den Aufpreis von 5€ gegenüber der Herberge. (Da ist das Frühstück nicht inklusive, aber für 7€ buchbar.)

Da wir unser Quartier sicher hatten, konnten wir uns nach der Ankunft in Águeda ganz gemütlich auf die Terrasse einer Bar am zentralen Platz setzen und in der inzwischen herausgekommenen Sonne ein Begrüßungsbier genießen. Nach dem Einchecken haben wir noch eine Runde durch die kleine Stadt gedreht. Dann ist Björn in eine Pizzeria verschwunden und ich habe mir hier in der Küche mit den schon seit Tagen rumgeschleppten Lebensmitteln ein Abendbrot bereitet. Jetzt sitzen wir auf gemütlichen Sofas im Frühstücksraum und erledigen unsere Post.