Unterwegs auf dem Camino Francés / Finisterre
Von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo

Tag 23 (Fr, 20.5.2022) – Von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo

Heute gibt es nicht so viel zu erzählen. Die Etappe von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo war mit 23 km nicht sonderlich lang und enthielt nur kurz vor dem Schluss eine größere Steigung. Aber die Hitze war ohne Erbarmen (bis 32 Grad) und es gab kaum einen Baum, der hätte Schatten spenden können. Der Weg führte fast ausschließlich durch Weinberge.

Die Bierza ist ein großes Weinanbaugebiet - nach Navarra und Rioja das dritte auf dem Weg. Es gab viele schöne Blicke auf die Landschaft und Kapellen oder Einsiedeleien in den Weinbergen boten schöne Fotomotive. Die Orte am Wege hatten ein paar schöne Häuser zu bieten, aber auch viele Ruinen von Häusern, um die es wirklich schade ist. Viele haben einen umlaufenden Balkon und das ist der Teil des Hauses, der als erstes verfällt. Manches Haus wäre mit viel Engagement noch zu retten, aber für viele ist es schon zu spät.

Ich bin die meiste Zeit allein gelaufen, was mich überhaupt nicht stört. Wenn der Weg anstrengend oder die Hitze so groß ist, hält man lieber die Klappe. Außerdem hält es keiner lange mit mir aus, weil ich laufend zum Fotografieren stehen bleibe und bei jeder Kirche abbiege. Da gab es heute eigentlich nur eine offene am Weg, wo ein freundlicher alter Herr die Aufsicht führte, Stempel verteilte und für Fragen zur Verfügung stand. Ich konnte bei den 12 bunten Fenstern mit Bildern der Apostel den Jakobus nicht erkennen, denn keiner hatte eine Muschel am Gewand und einen Stab in der Hand hatten einige. Er erklärte mir, dass man Santiago (alias Hl. Jakobus, alias St. James, alias Saint Jacques) an dem kurzen Umhang erkennt, den er über der Schulter trägt. Und davon gab es wirklich nur einen.

Nette Gespräche habe ich mit Thomas aus dem Allgäu geführt, dem ich wiederholt begegnet bin. Er hat Ende vorigen Jahres seinen Job im Sparkassenverlag aufgegeben, unternimmt jetzt erstmal Sachen, für die bisher keine Zeit war. Auf dem Camino will er überlegen, was er in den bis zur Rente verbleibenden zehn Jahren machen will. Er hat in den letzten Jahren oft seinen Arbeits- und Wohnsitz gewechselt und von den Problemen seiner Töchter erzählt, die von einem baden-württembergischen auf ein bayrisches Gymnasium bzw. von dort auf ein nordrhein-westfälisches gewechselt sind. Das war interessant.

Dirk habe ich auch wieder getroffen und wir haben uns unter anderem darüber unterhalten, wie man an Informationen über Gefallene der letzten Kriege kommt. Mit Thomas aus Bautzen konnte ich nur ein paar Worte wechseln, der war einfach zu schnell für mich. Meine drei Mitbewohner im letzten Quartier habe ich mehrmals getroffen, ebenso Juan und seine Gang.

In Villafranca angekommen, habe ich gleich bei der ersten Herberge, der Albergue Municipal, also der städtischen Herberge, nach einem Bett gefragt. Das war aber nicht so einfach, weil der Wirt gerade mit dem Auto weggefahren war. Romana aus Linz (Österreich), die auf der Terrasse saß, war so nett, eine der angegebenen Telefonnummern anzurufen und in Erfahrung zu bringen, ob was frei ist. Ja. Kurz danach kam der Wirt und ich konnte für 7 € in ein recht ordentliches, noch ganz freies 8-Bett-Zimmer mit Balkon einziehen.

Nun fing es mit den Problemen an: welches ist das beste Bett? Die vier oben schieden schon mal aus, jetzt also 1 aus 4. Ich bin mit meinem Bettbezug und dem bereits bezogenen Kopfkissen von einem zum anderen gezogen, um das Optimum zu finden. Das, auf dem ich mich nach der Ankunft fallen gelassen und schon mal eine Stunde geschlafen hatte, war toll, aber ohne Steckdose in der Nähe. Das gegenüber quietschte, das dritte hatte Steckdose, aber so blöd angebracht, dass ich vermutlich nachts das verbliebene Reserve-Netzteil zerstört hatte. Das vierte Bett war optimal: kein Quitschen und zwei Steckdosen (für EIN Netzteil) in der Nähe. Mit mir waren damit übrigens in dem 60-Betten-Haus zehn Bewohner. Und da machen sich viele den Stress, überall vorzubuchen …

Ich bin danach in die wirklich schöne Stadt und habe dort im einzigen Supermarkt für mein Abendbrot eingekauft. Auf dem Heimweg bin ich noch für ein frisch Gezapftes eingekehrt. Ich hoffe, dass ich nachher noch meine Brötchen belegt bekomme.

Camino Francés / Finisterre - Tag 23