Unterwegs rings um Santiago de Compostela
Mit dem Bus von Santiago nach Fisterra

Tag 31 (Mittwoch, 5.4.2023) mit dem Bus von Santiago nach Fisterra

Obwohl ich befürchtete, dass dort eine lange Schlange steht, bin ich um neun zum Pilger­büro und war verwundert, dass da nur eine Handvoll Leute wartete. Einen habe ich sofort an der Bretonischen Fahne und der Taucherbrille am Rucksack erkannt: Antoine. Der erzählte, dass er in Santiago auch Quentin getroffen hat - wir Drei haben doch zusammen in der Bushaltestelle übernachtet. Als wir schön geordnet in der Warteschlange standen (ich hatte die Nummer 4) kam eine Dame aus dem Pilgerbüro und hat an die ersten zehn Wartenden einen Gutschein für ein Essen im 5-Sterne-Hotel am Platz vor der Kathedrale verteilt. Toll, davon hatte ich schon gehört, auch dass es dort was Einfaches und kein 5-Sterne-Menü gibt. Aber ich dachte, dieser Brauch wäre längst eingeschlafen. Tolle Überraschung, aber leider konnte ich damit nichts anfangen, da das Essen um 13 Uhr war, wenn ich am Bus sein musste. Schade!

Da im Pilgerbüro mehr Schalter besetzt waren, als Pilger in der Warteschlange standen, ging es mit der Compostela und dem optionalen Zertifikat, das als Strecke von Irun nach Santiago 828 km ausweist, ganz schnell. Vor der Tür bin ich Thomas in die Arme gelaufen, dem ich feierlich meinen Essen-Gutschein in die Hand gedrückt habe. Dann kamen auch noch die beiden Franzosen, Hubert und Caroline. Wir haben zusammen mit Antoine gewartet, bis sie alles erledigt hatten und sind dann zu fünft in eine Gaststätte, um dort einen Abschiedskaffee zu trinken. Bei der Gelegenheit haben wir noch unsere Telefonnummern ausgetauscht, so dass wir uns jetzt auch unsere letzten Erlebnisse WhatsApp-en können. Da Antoine seinen Essen-Gutschein auch nicht nutzen konnte, weil sein Bus nach Bayonne schon um zwölf geht, kam Thomas auf die Idee, die beiden Gutscheine den Franzosen zu geben, worüber die sich riesig gefreut und später mit einem Bild bedankt haben. Mit Huberts Hilfe haben wir Antoine etwas ausgefragt. Er hat Umweltschutz studiert und mit 20 Jahren schon ein Diplom in der Tasche. Da er keine passende Anstellung gefunden hat, reist er jetzt ein Jahr durch die Gegend. Demnächst auch ein paar Wochen mit seiner Freundin. Dann macht er ein duales Studium für Gartenbau. Von Bayonne aus, wohin er jetzt für 30 € mit dem Bus fährt, will er übrigens bis in die Bretagne trampen. In Frankreich ist das angeblich kein Problem.

Um 13 Uhr bin ich dann mit dem Bus nach Fisterra gefahren. Online gebucht bei Flixbus, aber egal wo man bucht - es ist immer der gleiche Bus (Monbus). Die Fahrt dauert 2,45 Stunden und kostet 7,15 €. Zeit und Geld sind gut investiert, vor allem, wenn die Sonne scheint und man links im Bus sitzt. Der fährt von Santiago auf der Autobahn nach Noia und dann über zwei Stunden immer an der Küste entlang. Links das Meer, rechts die Berge, dazwischen Dörfer, die im Sonnenschein alle gut aussehen, auch wenn sie teilweise etwas heruntergekommen sind. Dazwischen glatt geschliffene Felsen und riesige Steine, wie wir sie aus der Bretagne kennen. Meine Herberge „Por Fin“, von Ungarn betrieben und mit etwas altmodischen Möbeln im Aufenthaltsraum richtig gemütlich, ist direkt an der derzeit provisorischen Bushaltestelle.

Nach dem Einchecken habe ich eine Runde durch den Ort gedreht, der abseits der zwei Straßen schöne Ecken direkt am Wasser und dem schon in Benutzung befindlichen Strand zu bieten hat. Später bin ich zum Sonnenuntergang (21.07 Uhr) ans Kap gelaufen. Das lohnt sich wirklich, auch wenn es 3,5 km sind und man auf dem Rückweg im Dunkeln läuft und mächtig friert. Auf dem Weg zum Kap habe ich mich für ein paar Minuten in die am Ortsrand gelegene Kirche gesetzt, in der gerade ein Gottesdienst stattfand, zelebriert von drei schwarzen Priestern und ausnahmsweise mal mit Gesang der Priester und eines Chores auf der Empore. Am Donnerstag startet hier abends eine Prozession durch den Ort, der mit Fest­beleuchtung über den Straßen geschmückt ist, wie bei uns manche Städte zu Weihnachten. Da bin ich leider schon wieder zurück.

Rings um Santiago de Compostela - Tag 31