Unterwegs auf dem Camino del Norte
Von Piñeres de Pria nach La Isla

Tag 15 (Montag, 20.3.2023) von Piñeres de Pria nach La Isla

Heute war ein in jeder Hinsicht sehr angenehmer Tag: blauer Himmel mit ein paar wenigen Schleierwölkchen, ein relativ kurzer Weg, eine herrliche Landschaft und zum Schluss gutes Essen und eine schön gelegene Herberge. Von der letzten Herberge führte der Weg direkt an die Küste und dann für lange Zeit immer entlang der Klippen. Mal runter zum Strand und dann wieder hoch zu den Viehweiden. Dann ging es mal ein Stück weg von der Küste, aber weiterhin durch Weiden und vorbei an sehr schön hergerichteten, aber auch vielen ver­fallenen Häusern. Richtige Dörfer gibt es hier kaum und damit auch nicht viele Möglich­keiten, irgendwo einzukehren. An den Uferpromenaden gibt es zwar reichlich Gaststätten, aber die haben zu dieser Jahreszeit alle zu. Lediglich in Ribadesella, einem ganz netten Städtchen an der Mündung des Rio Sella, gab es mehrere Gaststätten zur Auswahl. Aber da war es ja noch Vormittag und damit Hunger und Durst noch nicht so ausgeprägt.

Wir haben heute früh in unserem 6er-Bungalow noch schön gefrühstückt. Die Wirtin hatte uns Baguette gebracht, Belag hatten wir dabei und löslicher Kaffee sowie Milch standen auf dem Tisch. Danach haben wir so gründlich aufgeräumt und saubergemacht, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, dass da sechs lustige Männer gehaust haben. Wir haben der Wirtin die vereinbarten 10 € je Nase und ein ordentliches Trinkgeld für ihre Mühen und die gelieferten Zutaten hinterlassen. Dann sind wir nacheinander los. Zunächst Antoine, den wir heute nicht wieder getroffen haben, aber sicher irgendwann treffen werden. Dann ich und danach die anderen, die mich bis auf Björn alle irgendwann ein- und überholt haben. Aber da ich meist keine langen Pausen mache, konnte ich zwischendurch immer mal die Führungs­position übernehmen. Ein Stück bin ich mit Alejandro gelaufen, der aber heute fußtechnisch nicht gut drauf ist und bald zurückfiel. Dann habe ich Alex und Paul bei ihrer Pause aufgeschreckt. Zusammen sind wir ein Stück über den Strand gelaufen, bis ein zum Meer führendes Bächlein den Weg versperrte. Alex und ich haben es vorgezogen, den Rückzug zum offiziellen Weg anzutreten, während Paul ausprobieren musste, ob man nicht über das Wässerchen hinüber kommt. Es ist ihm gelungen, aber seine Schuhe sind dabei so nass geworden, dass er den Rest des Weges in Badelatschen zurücklegen musste.

Ich hatte ja mit dem Gedanken gespielt, nicht in La Isla abzusteigen, sondern 4 km weiter in Colunga, wo lt. Reiseführer Etappenende ist. Aber weder da noch in den folgenden Orten gibt es Herbergen, weshalb ich nicht weiter als bis La Isla bin. Ich hatte auf dem Plan gesehen, dass es auf dem Weg zur Herberge eine Gaststätte und einen kleinen Supermarkt gibt. In letzterem wollte ich mir noch was zum Abendbrot kaufen und dann in die Herberge gehen. Aber da winkte mich an der Gaststätte Alex heran, der schon erkundet hatte, dass der Supermarkt erst in einer Stunde, d. h. um fünf aufmacht. Er wartet solange und hat sich derweil ein Bier und eine Pizza bestellt. Da habe ich mich dazu gesellt und neben einem Bier ein Bocadillo (Baguette) mit Muscheln geordert. Das hat mich interessiert und war wirklich gut. In dem warmen Baguette lag der Inhalt von etwa 10 Muscheln, die mir sehr geschmeckt haben. Alex‘ Thunfisch-Pizza war auch prima. Nach einer Weile kamen Paul und Björn, welcher in Stefans Dienstkleidung (alles orange) unterwegs und dadurch leicht zu erkennen ist. Während diese mit Alexander ihr Wiedersehen nach mehreren Stunden Trennung feierten, habe ich mich schon mal auf den Weg in den Supermarkt und nach vollzogenem Einlauf in die Herberge gemacht.

Die kommunale 8-Euro-Herberge (mit Frühstück 10,50 €) liegt fast direkt am Meer. Man muss nur hinter das Haus treten und sieht schon das Wasser. Und 50 Meter nach links oder rechts kommt man auf einen kleinen Rundweg, der hart an der Abbruchkante ein Stück entlang der zerklüfteten Steilküste führt und schöne Fotomotive bietet. Für ein Ferienquartier in dieser Lage müsste man ein Vermögen bezahlen.

Camino del Norte - Tag 15