Unterwegs von Faro nach Huelva und auf dem Camino del Sur von Huelva nach Zafra
Tag 1 (Fr, 31.10.2025) Von Faro nach Tavira (35,5 km)
Zurück im Hostel habe ich gestern gesehen, dass in meinem Zimmer ein großer Stand­spiegel ist. Und schon habe ich bereut, dass ich außer einem barmherzigen Süppchen auch noch einen Bohneneintopf für die Mikrowelle gekauft habe und noch dazu einen mit viel Speck und Schwarte. Aber da man keine Lebensmittel wegwirft und ich die Büchse auch nicht durch die Gegend schleppe wollte, habe ich nach der Suppe auch noch mit geschlos­senen Augen den Eintopf gegessen. Wenn das doch nur nicht alles so lecker schmecken würde!
Danach habe ich meine im Laufe des Tages eingesaute Hose gewaschen und zum Trocknen über den großen Ventilator im Zimmer gezogen. Da ist sie ganz schnell getrocknet und die Ventilator-Geräusche haben zudem den Straßen- und Kneipengängerlärm auf der Straße übertönt. So konnte ich schon mal gut einschlafen. In der zweiten Nachthälfte habe ich den Ventilator ausgeschaltet, weil er mich inzwischen genervt hat und die Hose eh trocken war. Nun bin ich laufend hochgeschreckt, weil sich Kneipengänger in der Gasse vorm Haus laut unterhalten haben. Kurz nach fünf war es dann mit Schlafen gänzlich vorbei. Da hat vermutlich eine Disco Feierabend gemacht, denn in mehreren Grüppchen zogen etwa 60…80 Jugendliche laut grölend durch besagte Gasse.
Ich habe mich noch ein paar Mal gedreht und bin dann raus, hab‘ gepackt, Kaffee aufge­brüht, was gegessen und mich dann kurz nach sechs auf den Weg gemacht. Da war es zwar noch dunkel, aber in der Stadt mit Laternen sollte das kein Problem sein. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass um 6.25 Uhr, exakt eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang, die Laternen ausgeschaltet werden. Da war es erstmal wieder finster. Aber es war kein Problem, aus der Stadt herauszufinden. Inzwischen hellte ja der Himmel auf und die wenigen Deko­wolken leuchteten hellrot vor blauem Grund. Ein schöner Anblick und ein Hinweis auf vermutlich angenehmes Wetter.
Hinter der Stadt musste ich leider ein Stück entlang der Straße laufen, was in Anbetracht der schmalen oder fehlenden Randstreifen im Berufsverkehr nicht so richtig schön war. Irgend­wann ging es dann aber weg von der Straße auf einen gut befestigten, glatten Radweg entlang der Bahnlinie. Die verläuft hier nicht weit weg von der Küste. Das Schilf und die Salzwiesen reichen mitunter bis an die Bahntrasse, weshalb an diesen Stellen der Weg auf einem Holzsteg verläuft.
Hinter der Stadt musste ich leider ein Stück entlang der Straße laufen, was in Anbetracht der schmalen oder fehlenden Randstreifen im Berufsverkehr nicht so richtig schön war. Irgend­wann ging es dann aber weg von der Straße auf einen gut befestigten, glatten Radweg entlang der Bahnlinie. Die verläuft hier nicht weit weg von der Küste. Das Schilf und die Salzwiesen reichen mitunter bis an die Bahntrasse, weshalb an diesen Stellen der Weg auf einem Holzsteg verläuft.
Knapp 10 km hinter Faro erreicht man Olhão, eine ganz nette Hafen-stadt. Zunächst kommt man an einigen neuen, sehr komfortabel aussehenden Wohnblocks vorbei, in denen einige Wohnungen sicher nur als Ferienwohnung dienen, andere aber richtig bewohnt aussehen. An der Hauptstraße, die sich entlang des Ufers durch den Ort zieht, gibt es viele Geschäfte und Restaurants und an manchen Häusern kann man schöne, alte Fassaden entdecken. Zum Wasser hin finden sich erst eine sehr ordentliche neue Marina und dann zwei Markt­hallen, eine für Fisch und die andere für sonstige Lebensmittel. Da macht es Spaß, durch die Reihen zu schlendern und den Verkäufern beim Zubereiten ihrer Waren zuzuschauen. Dort wird der sicher fangfrische Fisch vor Ort ausgenommen, ebenso in der anderen Halle das Geflügel. Der ganze städtische Küstenabschnitt ist mit Liegeplätzen von Freizeitbooten versehen. Am Ufer reihen sich die Kioske, in denen man Boote ausleihen oder Bootstouren buchen kann. Die waren aber alle verrammelt. Vermutlich ist die Saison vorbei, obwohl noch richtig sommerliches Wetter ist. Ich bin heute früh bei 18 Grad im T-Shirt losgelaufen.
Noch im Ort muss man ein Stück weg von der Küstenlinie, weil der Fischereihafen von Olhão zu umrunden ist. Irgendwo muss ja der Fang an Land gebracht werden. Auf der anderen Straßenseite beginnt ein Gewerbegebiet, das sicher keinen touristischen Wert besitzt, aber sehr ordentlich ist und viele verschiedene Gewerke und Dienstleistungen beherbergt: Holz- und Metallbau, Autowerkstätten und -inspektionen. Konservenfabriken usw. Am Ende des Gewerbegebietes trifft man wieder auf die Bahnlinie und einen Fuß-/Radweg, der diese begleitet. Dieses Mal geht es zunächst auf einem beidseits eingezäunten Weg zwischen der Bahn und einem Naturpark. Später führt ein endlos langer, mit Geländern versehener hölzerner Steig durch die Salzwiesen, das heißt das Hinterland des Küstenstreifens, das noch von Ebbe und Flut betroffen ist und unzählige, nur mit kniehohem Bewuchs versehene Inselchen zu bieten hat.
Da, wo das Wasser zwischen den Inselchen ganz flach oder wegen der Ebbe ganz verschwunden ist, finden sich im Boden unzählige Löcher mit 3…4 cm Durchmesser und dazwischen ebenso viele kleine Krabben, überwiegend solche, die eine (!) über­dimensionierte Schere haben. Wenn diese einen bemerken, was beim Laufen auf den Holzplanken unvermeidbar ist, dann flitzen sie zum nächsten Loch und verschwinden darin. Da entwickelt sich eine regelrechte Fluchtbewegung, die lustig anzuschauen ist.
Zwischendurch finden sich auch immer wieder Salinen, die bis an den Weg reichen. Das sind teilweise die klassischen, großen Becken, die vielleicht knietief sind. Dazwischen aber auch plane Flächen, in die man etwa wohnzimmergroße Mulden gefräst hat, die nur wenige Zentimeter tief sind. In denen verdampft das Wasser natürlich viel schneller. Was da als brauner Rest auf dem Boden übrig bleibt, möchte man sich aber nicht aufs Frühstücksei streuen. Wie die daraus das weiße Salz machen, das in großen Haufen zwischen den Becken liegt, ist mir ein Rätsel.
In den Becken tummeln sich die verschiedensten Vögel und ich habe zum Glück keinen gesehen, der wie bei uns die Kraniche beim Picken umgekippt oder vom Himmel gefallen ist, obwohl angeblich auch Portugal und Spanien von der Vogelgrippe betroffen sind. Es wäre vermutlich eine Katastrophe, wenn hier ein verseuchter Vogel in die Saline stürzen würde. Denn hier picken so viele, zumeist kleine Vögel im Wasser nach Krebsen. Besonders angetan bin ich von den schwarz-weißen Vögeln, die nur halb so groß wie eine Taube sind, aber mit langen Beinen im Wasser stehen. Die können vermutlich auch bei Flut noch im Wasser rumlatschen und picken, ohne sich den Bauch nass zu machen.
Wanderer habe ich auf dem schönen Weg keine gesehen, nur ein paar Radfahrer, darunter sicher auch Deutsche. Wenn man hier mal fremde Autos sieht, dann sind das meist deutsche (heute etwa 8), gefolgt von französischen (heute 4). Außerdem waren heute nur ein Holländer und ein Engländer zu sehen. In Fuseta, dem nächsten Ort an der Strecke, waren auf dem zentralen Platz die Tische vor den Gaststätten zu einem großen Teil von Deutschen besetzt. Außer den Gaststätten hat der Ort aber vermutlich auch nicht viel zu bieten. Vielleicht noch die auf einem Hügel in der Stadt liegende Kirche. Aber dass die zu besichtigen ist, glaube ich kaum.
Hinter Fuseta muss man einen großen Bogen um die weit ins Land reichenden Salinen machen. Bis hier hatte ich mir Zeit gelassen, weil in der Jugendherberge von Tavira, in der ich morgens reserviert hatte, angeblich erst um sechs Einlass ist. Mein Routenplaner hatte mir am Vormittag noch gesagt, dass ich um vier da sein werde. Offenbar habe ich daraufhin zu viel gebummelt, denn als ich ihn jetzt nochmal befragte, hat er selbst für die kürzeste Strecke entlang der Straße sechs Uhr als Ankunft prophezeit. Der sicher schöne, aber im Zickzack verlaufende Radweg schied damit aus. Da ich nicht mehr als nötig an der Straße laufen wollte, habe ich mich für einen nur wenig längeren Weg durch die Plantagen entschieden. Letztere zeigten sich sehr unterschiedlich. Manche Obstplantagen (u. a. Zitronen, Orangen) waren sehr ordentlich, andere halb verwildert. Die Granatapfelbäume am Wegesrand haben ihrem Namen alle Ehre gemacht, denn viele überreife Früchte waren regelrecht explodiert. Die werden offenbar außer von Passanten gar nicht abgeerntet. Da hingen noch wunderschöne Früchte dran, etwas höher auch knallrote, wie man sie aus Prospekten kennt. Am Weg, der sich an den Siedlungen vorbeischlängelt fanden sich auch zwei Wein-„berge“, einer noch ganz grün, der andere mit herbstlichen Laub.
Etwa fünf Kilometer vorm Ziel, da wo der Weg an der Siedlung Pedras d‘el Rei eine Straße kreuzt, habe ich ein Pärchen bemerkt, das rechts vom Strand kam. Die beiden hatten zwar nur kleine Rucksäcke dabei, kamen mir aber trotzdem verdächtig vor, weshalb ich vorsichtshalber gewinkt habe. Dann habe ich mir beim Leeren und Entsorgen meiner Wasser­flasche so viel Zeit gelassen, bis die Beiden ran waren. Die kamen dann auch prompt zu mir und meiner Mülltonne geeilt und haben auf meine ihnen auf Deutsch zugerufenen Begrüßung wie vermutet auf Deutsch geantwortet. Es sind Britta und Thomas aus Dortmund, die mir in die Arme gelaufen sind. Die wollten eigentlich auf den Camino, der durch das Landesinnere von Portugal führt (Via Portugal Nascente), aber wegen des schlechten Wetters am Weg haben sie ihr Zelt, das sie unabhängig macht, hier auf einem Zeltplatz aufgeschlagen und machen zunächst ein paar Tagestouren. Britta und Thomas sind passionierte Pilger und kennen in Spanien und Portugal so ziemlich alle Wege und sind einige schon wiederholt gelaufen. Sie waren auch schon auf dem Weg von Huelva nach Zafra und wunderten sich, dass ich Mühe hatte, dort Quartiere ausfindig zu machen. Sie hätten da überall Herbergen gefunden. Ich lass mich überraschen, würde mich aber nicht wundern, wenn die Herbergen mangels Pilgern alle wieder geschlossen hätten.
Wir haben uns ganz prächtig unterhalten, da sie viel von ihren Erfahrungen preisgeben haben. Britta mag eher was Einsames wie die Via de la Plata, Thomas hat Wege lieber, auf denen man viele Leute trifft. Ob sie dann würfeln, welcher Weg dran ist, habe ich nicht mehr erfragen können, denn ich musste leider das Gespräch abbrechen und mich auf den Weg machen, da es schon zu dämmern anfing und noch eine Stunde Weg vor mir lag. Schade. Mit denen hätte ich schön einen Kneipenabend verbringen oder ein Stück zusammen laufen können, aber zu ihrem Zeltplatz mussten sie genau in die andere Richtung.
Als ich Tavira erreicht hatte, war es wirklich schon dunkel. Aber ich habe die Jugendherberge gefunden und dort auch wie erbeten ein unteres Bett in einem 4-Bett-Zimmer bekommen. Nun musste ich aber noch einkaufen, denn am Sonnabend (1.11.) ist Feiertag (Allerheiligen) und alle Geschäfte sind zu. Vermutlich werden ein paar Krauter offen haben, aber da kann man sich nicht drauf verlassen. Und am Sonntag wird es nicht anders aussehen.

Camino del Sur - Tag 1