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Unterwegs von Faro nach Huelva und auf dem Camino del Sur von Huelva nach Zafra | ![]() |
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Tag 3 (So, 2.11.2025) Von Vila Real de Sto. Antonio nach Lepe (25,2 km)
Das Einchecken war gestern Abend noch ganz lustig. Beim Ausfüllen des auch englisch beschrifteten Anmeldeformulars hat mir die Dame bei jedem Feld auf Portugiesisch erklärt, was ich da einzutragen habe. Wir haben es hinbekommen. Da sie gestern keinen Stempel für meinen Pilgerpass hatte, hat sie erfragt, wann ich aufbrechen will und ist extra zu dieser Zeit mit dem Stempel in der Hand gekommen. Sie hat mir auch noch eine Banane, einen Apfel, ein Fläschlein Saft und eine große Wasserflasche in die Hand gedrückt. Das habe ich gern genommen - bis auf die große Flasche, denn eine 1,5-Liter-Flasche hatte ich gerade gekauft und verstaut.
Kurz nach halb neun bin ich aufgebrochen - direkt zum Fähranleger, weil ich am Abend zuvor gelesen hatte, dass um 8.45 Uhr eine Fähre ablegt. Das ist aber nur sonnabends der Fall, sonntags geht die erste Fähre um 10.15 Uhr. Da hatte ich mich schlicht verlesen. Den Pfarrer wird es gefreut haben, denn nun saß einer mehr in seinem 9-Uhr-Gottesdienst in der „Igreja Matriz de Nossa Senhora de Encarnação“. Mein Fehlen wäre aber vermutlich nicht aufgefallen, weil die Kirche gut besucht war.
Einen Stempel hat mir nach der Messe aber weder der Herr Pfarrer geben können, noch eine der drei alten Damen, die ministriert haben, noch eine herangerufene Pfarrangestellte. Egal.
Auf dem Platz vor der Kirche (Praça de Marquês Pombal) wollte ich noch schnell die Bilder wegschicken, die ich während der Predigt rausgesucht hatte. Auf dem Platz wurde nämlich (wie zuletzt in Spanien oft gesehen) kostenfreies WiFi4EU angepriesen. Gab’s aber nicht. Damit die Bilder nicht alle über Mobilfunk rausgehen, habe ich den Flugmodus angelassen und bin erstmal los zur Fähre, die einen für 2,50 € nach Spanien bringt. Die Fahrt geht nicht genau gerade rüber, denn die Anlegestelle in Ayamonte liegt ein Stück flussaufwärts.
Beim Warten auf die Fähre habe ich Louis kennengelernt, einen jungen belgischen Radfahrer, den ich angesprochen habe, weil er eine Muschel an der Satteltasche hatte. Der ist von Belgien über Paris und Bordeaux nach Pamplona und dann auf dem Camino Francés nach Santiago gefahren; anschließend den Camino Portugués in umgekehrter Richtung über Porto und Lissabon nach Faro. Bis heute hatte er ca. 3500 km weg. Jetzt will er nach Tarifa und mit der Fähre nach Marokko, um dort drei Wochen die Sonne zu genießen. Zurück wird er mit der Fähre nach Málaga übersetzen und entlang der Mittelmeerküste nach Italien radeln. Vom Ende des „Stiefels“ soll es mit der Fähre nach Griechenland und in die Türkei gehen. Von dort aus dann zurück nach Belgien. Ein Jahr hat er sich dafür Zeit genommen. Verrückt (und beneidenswert).
Die Schiffsfahrt auf dem Río Guadiana nach Ayamonte dauert keine 15 Minuten und man bemerkt dabei gar nicht, dass man die Grenze überquert, außer, dass die Uhr plötzlich eine Stunde mehr anzeigt. Nun habe ich wieder die heimische Zeit und den Effekt, dass die Sonne deutlich später auf- und untergeht, als zuhause. Durch die Zeitumstellung war es schon halb zwölf, als ich in Ayamonte ankam. Obwohl die anstehende Etappe mit etwa 20 km nicht besonders lang war, blieb da nicht viel Zeit für eine Stadtbesichtigung. Ich habe deshalb nur einen Blick in die Kirche geworfen und eine kleine Runde durch das Zentrum gedreht. Davon war ich ganz angetan, denn die Häuser waren mehrheitlich sehr ordentlich und weiß gestrichen, richtige Bruchbuden sind mir nicht aufgefallen.
Nun hatte ich nur das Problem, dass ich ja eine große Menge Bilder für den Versand vorbereitet hatte, die alle per Mobilfunk rausgehen würden, wenn ich den Flugmodus ausschalte. Das wollte ich ja ver-meiden, um mein Datenvolumen zu schonen. Es musste also WLAN her, wenn ich nicht den ganzen Tag im Flugmodus von der Außenwelt abgeschnitten sein will. WiFi4EU oder ein anderes offenes Netz habe ich nirgendwo zur Auswahl angeboten bekommen. In solchen Fällen gibt es nur eine Rettung: McDonald, wo man kostenfrei und ohne Registrierung ins Netz kommt. Zum Glück gab es hier große McDonald-Werbung und Wegweiser an der Ausfallstraße. Die „Goldene Schwalbe“ lag dann zwar etwas ab vom Weg, aber den Umweg musste ich unbedingt machen, zumal sich nun auch noch Hunger einstellte. Im McDonald konnte ich alles erledigen: Bilder wegschicken, Essen und Toilettengang. #Ende des Werbeblocks.#
Es war schon um eins, als ich endlich aus der Stadt raus und auf meinem Weg war. Das ist wieder wie in Portugal der Europäische Radweg 1 (ER1), hier wie dort Eurovelo 1 (EV1) genannt. Der heißt hier außerdem „Via Verde del Litoral“ und verläuft überwiegend auf einem ehemaligen Bahndamm. Auf gut 10 km zwischen Ayamonte und La Redondela verläuft dieser Damm mit nur zwei Kurven und ansonsten schnurgerade durch die Salzwiesen. Das ist wie Meseta, nur ein bisschen anders. Es gibt ringsum nicht viel zu sehen. Aber da man das Wenige, das heißt diese Salzwiesen, zuhause nicht zu sehen bekommt, ist es interessant.
Weil der Bahndamm in den Salzwiesen mal gut gegründet werden musste, ist der jetzt noch recht gut in Ordnung und viel besser erhalten wie die Abschnitte, die später durch die Plantagen führen. Dort ist der Weg an vielen Stellen zerfahren und mit Pfützen über die ganze Breite versehen. Von La Redondela nach Lepe habe ich dann aber nicht den EV1 gewählt, der in einem großen Bogen verläuft, sondern einen direkteren Weg durch die Plantagen.
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Camino del Sur - Tag 3 | ![]() |