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Unterwegs von Faro nach Huelva und auf dem Camino del Sur von Huelva nach Zafra | ![]() |
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Tag 5 (Di, 4.11.2025) Von Huelva nach Trigueros (17,3 km)
Klösterliche Ruhe (und Doppelfenster) haben mich wieder gut schlafen lassen, obwohl nicht weit entfernt vom Haus eine gut befahrene Hauptstraße vorbeiführt. Das Kloster und die Wallfahrtskirche, die einst sicher eine absolut ruhige Lage am Rand des Plateaus hatten, sind längst von einem Neubaugebiet eingefasst.
Der Nonne mit dem Schlüssel, bei der auch noch das Zimmer zu bezahlen war, hatte ich gestern noch gesagt, dass ich um sieben aufbrechen will. Nun war es wegen Trödeln, Frühstücken und Bericht schreiben um halb neun, als ich ihr den Schlüssel und zwanzig Euro in die Hand drückte. In Anbetracht dessen, dass das Zimmer genauso groß und bis auf Fernseher und Klimaanlage ähnlich ausgestattet war wie das in Vila Real für 36 €, war das ein Schnäppchen. Die 20 € kann man zudem noch zwar nicht vor dem Finanzamt, aber vor dem eigenen Gewissen als Spende für wohltätige Zwecke geltend machen.
Dann bin ich langsam losgetrottet. Heute ist ja fast ein Ruhetag, denn es liegen nur 19 km bis nach Trigueros vor mir. Eine Schlafstätte hat mir Fernando schon besorgt: im Polizeirevier. Die haben zwar keine Gäste-zimmer, aber einen Platz, wo man seinen Schlafsack ausrollen kann. Die einzige Alternative im Ort wäre ein 40 €-Hotel. Hotel hatte ich nun schon ein paar Mal, ein Polizeirevier aber noch nie! Als die Polizei mich letztens hier irgendwo an der Küste nach Pinkeln am Straßenrand verfolgt hat, hat sie mich ja nicht fangen können, da sich die Polizisten durch Blaulicht auf dem Auto verraten haben. Ich hoffe, die Fahndung läuft nicht mehr, sonst bin ich nächste Woche noch nicht wieder zuhause.
Heute, wo ich viel Zeit habe, gibt es nicht viel zu erzählen. Von Kloster ging es durch das Neubaugebiet den Berg runter und hinter den letzten Neubaublocks stand ich im Nichts. Wie ich schon bei der letzten Tour geschrieben habe, gibt es hier zumindest bei den neu errichteten Städten keinen fließenden Übergang zum Umland, keine Eigenheimsiedlungen oder Gärten am Stadtrand, wie man es bei uns gewohnt ist. Hier folgt auf den letzten Betonblock gleich das Stoppelfeld.
Die ersten ca. 5 km verliefen entlang einer Straße, die zwar nur mäßig befahren war, auf der es aber trotzdem besser war, auf dem Trampelpfad neben dem Asphalt zu laufen, um nicht von hinten von den überholenden Fahrzeugen mitgenommen zu werden. Zu sehen gab es links und rechts nicht viel, nur einen großen, im Halbkreis angelegten Friedhof, den ich auch kurz besichtigt habe. Die Blumenhändler haben gerade ihr Sortiment ausgepackt. Das waren alles Kunstblumen, riesig groß und furchtbar bunt. Damit waren auch auf dem Friedhof fast alle Gräber und Sarg- bzw. Urnen-„Schließfächer“ geschmückt. Das muss man nicht schön finden.
Nach dem Überqueren einer Eisenbahnlinie stößt die Straße auf die N-431, auf der 600 m nach rechts der kleine Ort La Ribera liegt, der eine Gaststätte hat. Da es inzwischen Mittagszeit war und auch im weiteren Verlauf der Straße keine Gaststätte kommt, habe ich den kleinen Umweg gemacht und bin in La Ribera eingekehrt - wie immer zu Tomaten-Toast, Bier und Kaffee, alles zusammen für 4,70 €. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Zum Sattwerden hat mir das völlig gereicht. Zurück zur ursprünglich gelaufenen Straße und weiter in deren Verlauf ging es über die Autobahn. Bald danach macht die Straße einen Knick nach rechts und links zweigt eine schmale, kaum genutzte Straße ab, auf welcher der Jakobsweg verläuft. Da ging es zunächst zwischen zwei riesigen Solarfeldern hindurch. Das waren die ersten großen Solaranlagen, die ich hier in Spanien zu sehen bekommen habe. Ich habe mich schon so oft geärgert, dass wir auf jedem dunklen Hinterhof Balkonkraftwerke installieren sollen und hier die brennende Sonne ungenutzt bleibt.
Hinter den Solaranlagen gab es für den Rest des Weges links und rechts nur noch abgeerntete Felder, bei denen die Stoppeln aus der Erde ragten. Ich habe vor dem Ziel einen Abzweig des Jakobsweges übersehen und bin am Südrand von Trigueros an der N-435a rausgekommen, kurz bevor die in den Ort hineinführende Straße abzweigt. Das traf sich gut, weil dort gegenüber der Tankstelle der vermutlich einzige große Supermarkt („Dia“) liegt. Da dieser keine Mittagspause macht, konnte ich mir was für ein Picknick im angrenzenden Park kaufen.
Dann habe ich mich zum Polizeirevier aufgemacht, vorbei an mehreren geschlossenen Kirchen und nur einer offenen Kapelle gegenüber dem Rathaus. Die beiden Polizisten im Revier waren informiert und haben mir nach dem Kopieren meines Ausweises einen Schlüsselbund in die Hand gedrückt. Dann hat mich einer in einen Raum eine Etage höher geführt, wo ich schlafen kann. Das ist offenbar das Archiv des Rathauses. Da stehen ringsum in Metallregalen Archivboxen mit irgendwelchen ausgelagerten Akten und in der Mitte des Raumes sind auf zusammengeschoben Tischen diverse Bücher gestapelt und aufgereiht, darunter 118 Bände mit Sitzungsprotokollen und Gesetzen der Regierung aus den Jahren 1986-1999. Da hat mit Sicherheit noch niemand reingeschaut.
Ein Polizist kam dann nochmal wieder und hat mir eine Gymnastik-Matte gebracht, die gut als Iso-Matte durchgeht. Das ist hervorragend! Hier sind nämlich, wie mir vorher bekannt war, keine Schlafmöbel und die Stühle sind unterschiedlich hoch, so dass man diese nicht zu einem Bettersatz zusammenstellen kann. Da bleibt eigentlich nur das Steinfußboden oder besser der Büchertisch. Wenn ich die Literatur etwas anders arrangiere, bleibt da Platz für mich und meinen Schlafsack. Als alter Mann komme ich eh besser abends auf den Tisch rauf, als morgens vom Boden hoch.
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Camino del Sur - Tag 5 | ![]() |